Dass sich der Eröffnungstermin mindestens bis 2014 verzögere, schaffe seiner Gemeinde erhebliche Probleme. „Wir müssen trotzdem eine ausreichende Infrastruktur vorhalten, doch durchkreuzt das Hin und Her unsere Planung“, benennt Haase das Dilemma, beweist aber gleichzeitig Galgenhumor. „Ich wollte bei der Eröffnung des Flughafens als Bürgermeister dabei sein“, stellt er fest. „Da meine Amtszeit bis 2019 dauert, bin ich noch guter Hoffnung.“ Dem CDU-Landtagsabgeordneten Björn Lakenmacher ist jetzt eine Kiste Sekt sicher. Er hatte gewettet, dass der Airport 2013 nicht mehr an den Start geht. „Das Desaster verdirbt aber die Sektlaune“, räumt er ein. Es stelle sich die Frage, wie lange die Aufsichtsratsmitglieder von dem Sachverhalt wussten und wie glaubwürdig sie noch seien. „Überfällig ist der Rücktritt von Flughafenchef Schwarz.“„Es ist unfassbar. Das Ganze ist nur noch peinlich“, kommentiert Schönefelds Bürgermeister Udo Haase die neueste Hiobsbotschaft.
Die Verantwortlichen hätten ihren letzten Kredit verspielt, meint Gerhard Janßen, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. „Auf dem Markt wird es noch mehr Zurückhaltung geben“, schätzt er ein. Niemand werde mehr Risiken eingehen wollen.
Die, die schon angefangen haben, machen aber erst einmal weiter. Das Wohngebiet in Schönefeld werde gebaut, versichert Projektentwickler Robert Fabi: „Der Standort ist gut erschlossen und es gibt bereits Nachfragen.“ Ähnlich sieht es Ralf Nestler, dessen Firma Recona in der Nähe ein Einkaufszentrum errichtet. „Noch machen wir an den Plänen keine Abstriche“, äußert er. „Sollte sich das Flughafenprojekt auf 2015 verschieben, denken wir nochmal nach.“ Die Märkische Agrargenossenschaft will ihren gerade erst eingerichteten Parkservice für Fluggäste fortführen. „Wir werden die Durststrecke überstehen“, ist sich Vorstand Heiko Weiß sicher.
„Nun geht vorerst auch unser S-Bahnhof nicht in Betrieb, und das schreckt Investoren ab“, ärgert sich Waßmannsdorfs Ortsvorsteher Michael Smolinski. „Es ist ein Skandal. Hier wurde schon Kurzarbeit angekündigt“, bemerkt seine Waltersdorfer Kollegin Renate Pillat. Die Zeit sei wenigstens für den Schallschutz zu nutzen. Doch auch damit gehe es nicht voran. „Der letzte Dienst, den Platzeck und Wowereit der Sache noch erweisen können, ist die Neuplanung eines Zentralflughafens an einem geeigneten Ort“, empfiehlt Flughafenkritiker Ferdi Breidbach.
Ist Kai Sauerwald einer der wenigen, denen die Endlos-Verzögerung nutzt, weil Bauarbeiter dann umso länger in seinen Selchower Hofladen strömen? „Die fehlen schon lange“, sagt er. „Ich wäre froh, wenn sie endlich kämen.“ (Quell: MAZ/ Klaus Bischoff)