Kita-Förderverein übergibt Wunschbox

Protest im Storchennest

18.05.2009, 07:42 Uhr | MAZ/ Tanja Kasischke

Bisher hatte der Heimatverein das Storchenfest organisiert, in diesem Jahr übernahmen die Förderer der Kita Storchennest. Ergebnis: Eine deutliche Verjüngung des Publikums – und ein ernster Hintergrund.

Der Druck auf die Erzieher wächst. Bei mehr Arbeit und einer steigenden Zahl von Kleinkindern, die in den Kitas betreut werden, bleiben Stellen unbesetzt. Die Arbeit liegt auf wenigen Schultern. Eine landesweite Kita-Initiative verlangt Abhilfe. Die Ragower nutzten ihr Storchenfest, um sich einzuklinken. „Das Land hält beim gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel den bundesweiten Negativrekord“, begründet Anke Hübner, die Vorsitzende des Fördervereins. Konkret heißt das, eine Erzieherin beschäftigt 13 Kinder.

Der Landkreis Dahme-Spreewald hat reagiert und im Vorjahr den Schlüssel für die Krippenkinder angehoben. In Ragow konnte dadurch eine zusätzliche Kollegin eingestellt werden, bestätigt Storchennest-Leiterin Birgit Grunow. Die Stadt hält für Notfälle zudem einen Springer bereit für die Ortsteile bereit. „Engpässe haben wir trotzdem“, sagt Birgit Grunow, „im Falle von Fortbildungen, Urlaub, oder Krankheit. Eine Grippe erwischt ja nicht nur die Kinder.“ Damit die Kleinen nicht zu kurz kommen, verlegt das Personal fachliche Beratungen in die Abendstunden, oder aufs Wochenende. „Dass muss sich ändern“, fordert Anke Hübner, selbst Mutter von zwei Kindern.

Zum Beispiel mit einer Petition an den Landtag. CDU-Kandidat Björn Lakenmacher erhielt am Sonnabend eine ganze Kiste voller „Wunschzettel“ aus den Händen des Fördervereins, und unterschrieb selbst eins der Papiere. Ragows Ortsvorsteherin Maja Buße und Bürgermeister Uwe Pfeiffer taten’s ihm nach.

Die kleinen Gäste tobten davon unbehelligt über das Gelände des Jugendclubs. „Das Storchenfest soll kein Kinderfest werden“, betonten Mitglieder des Fördervereins. Und doch schminkten sie am laufenden Band Schmetterlinge und Piratenbärte in Kindergesichter; kleine Mädchen standen vor der Hüpfburg Schlange, Jungs an der Torwand.

Bernd Ludwig und Kerstin Partzsch vom Naturschutzbund hatten ihr Fernrohr auf das Nest des Ragower Storchs an der alten Molkerei gerichtet. „Ragow kann auf Jungstörche hoffen“, so Vogelexperte Ludwig. „Die Horste von Gallun, Bestensee und Waßmannsdorf sind hingegen leer. Das ist kein gutes Storchenjahr.“ Ein schönes Fest war es aber.

aktualisiert von Bjoern Lakenmacher, 18.05.2009, 08:01 Uhr